Wie gehen wir mit der Corona-Krise um?
In einem Gastbeitrag für die DBZ – Deutsche Bauzeitschrift berichtet Florian Kraft, Geschäftsführer Stefan Forster Architekten, über den Umgang des Büros mit der Corona-Krise: „Insgesamt müssen wir auch ganz bewusst und aktiv den Team-Zusammenhalt des Büros fördern, da wir nicht mehr an einem Ort sind.“
Die Stefan Forster GmbH ist ein Architekturbüro mit ca. 60 Mitarbeitern, wir sitzen in Frankfurt am Main.
Als in der zweiten Märzwoche die Corona-Lage „ernster“ wurde, haben wir kurzfristig reagiert und ein paar Änderungen an der IT vorgenommen, sodass jeder Arbeitsplatzrechner Homeoffice-fähig war. Dann sind schrittweise die MitarbeiterInnen, die z.B. ein erhöhtes Risiko für sich oder ihre Familie gesehen haben, ins Homeoffice gegangen. Aktuell ist nur die Hälfte der KollegInnen im Büro, wir haben uns so verteilt, dass genügend Abstand zwischen den Arbeitsplätzen bleibt.
Bei Abstimmungen am Tisch oder auf dem Gang zum Drucker sind wir maskiert unterwegs, und der Küchendienst übernimmt jetzt auch die Desinfektion der Oberflächen und Geräte. Da sind wir penibel, denn ein Corona-Fall hätte zur Folge, dass alle Anwesenden in Quarantäne müssten. In diesem Fall werden dann aber die MitarbeiterInnen aus dem Homeoffice ins Büro kommen und übernehmen, damit das Büro weiter besetzt ist.
Da wir schon immer sehr stark digitalisiert waren, z.B. läuft Archicad als BIM-Cloud-Lösung, die Arbeitsverteilung passiert per Trello, funktioniert die Zusammenarbeit fast wie vorher. Alle Teams treffen sich teilweise mehrmals täglich per GotoMeeting. Und jeden Montag gibt es eine Videokonferenz zum Wochenstart mit allen Kolleginnen und Kollegen, damit sich alle sehen können. Hier werden neben den Neuigkeiten aus dem Büro jetzt auch mehr Stimmungen und Eindrücke jeder/s Einzelnen ausgetauscht.
Unser Büro läuft, auch nach außen, ohne Unterbrechung weiter, aber wir werden, wenn wir wieder alle an einem Ort zusammenarbeiten, ein anderes Büro sein.
In manchen Dingen ist die Kommunikation dadurch sogar besser als vorher, da man über die Distanz bewusster darauf achten muss. Andere Dinge, die sich bei Präsenz von alleine regeln, sind schwieriger geworden. Man hört ja z.B. im Homeoffice nicht nebenher, was die anderen im Team besprechen, da fällt dann einiges weg. Auch die Betreuung von AnfängerInnen im Homeoffice ist eher schwierig.
Insgesamt müssen wir auch ganz bewusst und aktiv den Team-Zusammenhalt des Büros fördern, da wir nicht mehr an einem Ort sind und die Stimmungen nicht so direkt erkennbar sind. Wir müssen das Bewusstsein, dass wir ein Team sind, quasi täglich erneuern.
Kundenkontakte und Abstimmungen mit Fachplanern laufen zurzeit fast ausschließlich über Videomeetings und Screensharing. Meine Hoffnung ist hier, dass die Akzeptanz, die dafür jetzt erzwungenermaßen entstanden ist, auch über Corona hinaus erhalten bleibt, denn das könnte unzählige oft überflüssige Fahrten und Flüge obsolet machen.
Mein Fazit: Es ist vieles möglich geworden, was wir vorher so nicht gedacht hätten. Unser Büro läuft, auch nach außen, ohne Unterbrechung weiter, aber wir werden, wenn wir wieder alle an einem Ort zusammenarbeiten, ein anderes Büro sein:
Wir werden besser und bewusster kommunizieren, der Teamgedanke wird bewusster gelebt werden und die Arbeitsformen werden freier, das heißt vor allem auch ortsunabhängiger.
Und unser Büro wird noch digitaler!